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Gendern im Deutschen: Wie sich die Sprache verändert

Die Diskussion um das Gendern im Deutschen hat in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen. Es geht dabei darum, die Sprache so zu gestalten, dass sie alle Geschlechter gleichermaßen anspricht und nicht nur männliche Formen verwendet. Dieser Sprachwandel zielt darauf ab, Gleichberechtigung und Vielfalt in der Kommunikation zu fördern und eine diskriminierungsfreie Sprache zu schaffen.

Hintergrund des Genderns

Die deutsche Sprache ist traditionell stark von einem binären Geschlechtermodell geprägt. In vielen Fällen wird das generische Maskulinum verwendet, um sowohl Männer als auch Frauen zu bezeichnen, wie zum Beispiel „der Lehrer“ für eine Gruppe von Lehrkräften, egal welchen Geschlechts. In den letzten Jahren hat sich jedoch die Erkenntnis durchgesetzt, dass diese Praxis Frauen und andere Geschlechtergruppen unsichtbar macht.

Ein weiterer Grund für das Gendern liegt in der zunehmenden Anerkennung von nicht-binären Geschlechtern. Diese Menschen, die sich weder als ausschließlich männlich noch weiblich identifizieren, sehen sich in der traditionellen Sprache nicht repräsentiert. Durch Gendern soll die Sprache inklusiver werden und die Vielfalt der Geschlechter zum Ausdruck bringen.

Die verschiedenen Formen des Genderns

Es gibt mehrere Möglichkeiten, im Deutschen zu gendern. Jede Methode verfolgt das Ziel, die Sprache geschlechtergerecht und inklusiv zu gestalten. Einige der gängigsten Varianten sind:

  1. Der Genderstern (*)
    Der bekannteste Weg, geschlechtergerechte Sprache zu fördern, ist der Gebrauch des Gendersterns. Dabei wird das Wort so verändert, dass es sowohl männliche als auch weibliche Formen und darüber hinaus auch nicht-binäre Geschlechtsidentitäten umfasst. Ein Beispiel: „Lehrer*in“ für eine Person, die als Lehrer oder Lehrerin arbeitet, unabhängig vom Geschlecht.

  2. Der Unterstrich (_) oder der Doppelpunkt (:)
    Der Unterstrich oder Doppelpunkt sollen eine sichtbare Trennung der Geschlechter darstellen und den Raum für alle Geschlechtsidentitäten öffnen. Zum Beispiel: „Lehrer_in“ oder „Lehrer:in“. Der Unterstrich wird häufig verwendet, um auf die Gleichwertigkeit aller Geschlechter hinzuweisen.

  3. Die Binnenmajuskel
    Bei dieser Methode wird die Großschreibung der weiblichen Endung genutzt, um beide Geschlechter sichtbar zu machen. Zum Beispiel: „LehrerIn“ oder „StudentIn“. Diese Schreibweise ist weniger gebräuchlich, hat sich aber vor allem in akademischen und politischen Kontexten etabliert.

  4. Doppelnennung
    Eine andere Möglichkeit ist die Doppelnennung der Geschlechter. Hier werden sowohl die männliche als auch die weibliche Form eines Wortes verwendet: „Lehrer und Lehrerinnen“ oder „Studenten und Studentinnen“. Diese Variante ist besonders einfach verständlich, kann aber bei größeren Textmengen als unpraktisch empfunden werden.

Pronomen und Gendern

Neben den Substantiven spielen auch Pronomen eine wichtige Rolle im Thema Gendern. Das generische Maskulinum „er“ für Menschen, deren Geschlecht nicht näher bestimmt wird, wird zunehmend hinterfragt. Um alle Geschlechter anzusprechen, haben sich alternative Pronomen etabliert.

  1. Das „they“ im Deutschen
    Ähnlich wie im Englischen wird im Deutschen oft das geschlechtsneutrale Pronomen „they“ verwendet, um Personen zu bezeichnen, deren Geschlecht nicht eindeutig ist oder die sich als nicht-binär identifizieren, z. B. „They mag Katzen.“ Im Deutschen könnte dies außerdem durch die Verwendung von „sie“ im Singular erfolgen, z. B. „Max ist krank. Sie wird später kommen.“ Hier wird „sie“ nicht als weibliches Pronomen verstanden, sondern als neutrales Pronomen.

  2. Neutrale Pronomen wie „xier“ oder „ses“
    Einige Menschen verwenden auch neue, neutrale Pronomen wie „xier“ (statt „er“ oder „sie“) oder „ses“ (statt „sein“ oder „ihr“). Diese Pronomen sind noch nicht weit verbreitet, werden aber von einigen in der nicht-binären Community genutzt.

Kritik am Gendern

Trotz des zunehmenden Bewusstseins für geschlechtergerechte Sprache gibt es auch Kritiker des Genderns. Viele empfinden die neuen Formen als unnötig kompliziert oder störend. Insbesondere in konservativeren Kreisen gibt es Widerstand gegen die Veränderungen, da man der Meinung ist, dass die Sprache nicht unnötig verändert werden sollte. Zudem gibt es Bedenken, dass das Gendern den Lesefluss stören könnte oder den Eindruck erweckt, dass die Sprache zu sehr „politisiert“ wird.

Die Sprachentwicklung ist dynamisch, und wie bei vielen anderen sozialen Themen wird auch die Diskussion um das Gendern weitergeführt werden. Es bleibt spannend, wie sich die deutsche Sprache in den kommenden Jahren weiter verändern wird.

Oxana Ruff gründete die Perfekt Deutsch Sprachakademie in Dortmund und verfügt über mehr als 15 Jahre Erfahrung als Lehrerin für Deutsch als Fremdsprache (DaF). Mit einem Bachelor- und Masterabschluss in Germanistik bringt sie ein tiefes Verständnis für die deutsche Sprache und Kultur in ihre Arbeit ein.

Vor der Gründung der Sprachakademie sammelte sie wertvolle pädagogische Erfahrungen in verschiedenen Sprachschulen. Dank ihres Engagements und ihrer interkulturellen Expertise bereichert sie den Blog von perfekt-deutsch.de mit praxisnahen und informativen Beiträgen, die den Lernenden einen direkten Mehrwert bieten.

Oxana Ruff Gründerin

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