Der Infinitiv

Der Infinitiv ist ein Grundpfeiler der deutschen Grammatik und bildet die Basis für die Konjugation von Verben. Egal, ob Sie die Grundform eines Verbs lernen, Nebensätze vereinfachen oder komplexe Satzstrukturen verstehen möchten – der Infinitiv spielt hierbei eine entscheidende Rolle. Doch was genau ist der Infinitiv, wie wird er gebildet, und wann verwendet man ihn mit oder ohne „zu“?
In diesem Beitrag erfahren Sie alles Wissenswerte zum Infinitiv mit Beispielen, der Bildung verschiedener Infinitivkonstruktionen und Sonderregeln.

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1. Was ist ein Infinitiv?

Der Infinitiv ist die Grundform von Verben und stellt damit ihre unveränderte, neutrale Form dar. Im Gegensatz zu konjugierten Verbformen („angeglichenen“ oder „gebeugten“ Verben), die sich innerhalb des Satzes an Person, Zahl oder Zeit anpassen, bleibt der Infinitiv stets unverändert. In deutschen Wörterbüchern werden Verben immer in dieser Grundform aufgeführt, z. B. „lesen“, „schreiben“ oder „essen“. Diese Form ist daher universell und dient als Ausgangspunkt für die Bildung vieler anderer Verbformen, etwa im Präsens, Perfekt oder Konjunktiv.

Der Begriff „Infinitiv“ stammt übrigens aus dem Lateinischen von infinitivus, was „unbestimmt“ bedeutet. Dieser Name verweist darauf, dass der Infinitiv weder durch Zeit, Person oder Modus genauer festgelegt ist. Stattdessen wird er verwendet, um eine allgemeine Handlung oder einen Zustand zu beschreiben, ohne diese näher zu spezifizieren.

2. Infinitiv Präsens (Aktiv + Passiv)

Der Infinitiv Präsens ist die Grundform eines Verbs, unverändert durch Zeit oder Person. Er bildet die Basis vieler grammatischer Strukturen wobei hier zwischen dem Infinitiv Präsens Aktiv und Passiv unterschieden wird.

Präsens Aktiv

Der Infinitiv im Präsens Aktiv ist die einfachste und häufigste Form eines Verbs. Er wird gebildet, indem man an den Verbstamm die Endung -en anhängt. Bei Verben, deren Stamm auf -er oder -el endet, wird oft nur -n angefügt.

„spielen“ → Verbstamm: spiel + -en = spielen

„arbeiten“ → Verbstamm: arbeit + -en = arbeiten

„lächeln“ → Verbstamm: lächel + -n = lächeln

 

Zum Beispiel:

→ „Ich möchte jeden Tag spielen.“ (Verbstamm: spiel)

→ „Wir können die Aussicht bewundern.“ (Verbstamm: bewunder)

→ „Sie hört nicht auf zu lächeln.“ (Verbstamm: lächel)

 

Präsens Passiv

Der Infinitiv im Präsens Passiv wird gebildet, indem man den Infinitiv des Aktivs mit dem Hilfsverb „werden“ kombiniert. Dazu wird das Partizip II genutzt, und die Silbe ge- vor den Verbstamm gesetzt. An den Stamm wird dann, je nach Verb, -(e)t oder -en angehangen. Diese Form wird verwendet, um auszudrücken, dass etwas geschieht oder getan wird, ohne dass das Subjekt im Mittelpunkt steht. Beispielsweise:

→ „Das Geschirr muss noch gespült werden.

→ Vor den Verbstamm spül („spülen“) wird die Silbe ge-, und dahinter der Suffix -t angehangen.

 

→ „Das Gemälde soll bald aufgehangen werden.“

→ Vor den Stamm hang („hängen“) wird die Silbe ge-, und dahinter der Suffix -en hinzugefügt.

 

→ „Die Kekse können heute gegessen werden.“

→ Hier wird vor den Stamm ess („essen“) die unregelmäßige Silbe geg-, und dahinter der Suffix -en hinzugefügt.

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3. Infinitiv Perfekt (Aktiv + Passiv)

Der Infinitiv Perfekt beschreibt abgeschlossene Handlungen in der Vergangenheit. Im Aktiv wird er mit dem Partizip II und den Hilfsverben „haben“ oder „sein“, im Passiv mit „worden sein“ gebildet. Er findet Anwendung in Nebensätzen und anderen Infinitivkonstruktionen:

 

Perfekt Aktiv

Der Infinitiv Perfekt Aktiv wird gebildet, indem man das Partizip II eines Verbs mit den Hilfsverben „haben“ oder „sein“ kombiniert. Das Partizip II entsteht durch die Silbe „ge-“, gefolgt vom Verbstamm und den Endungen -(e)t (für regelmäßige Verben) oder -en (für unregelmäßige Verben).

→ „Er behauptet, alles erledigt zu haben.“

→ „Ich freue mich, das Projekt abgeschlossen zu haben.“

 

→ „Sie scheint den Marathon gelaufen zu sein.“

→ „Ich bedaure, so spät gekommen zu sein.“

 

Perfekt Passiv

Der Infinitiv Perfekt Passiv wird durch die Kombination des Partizip II mit den Verben „worden“ und „sein“ gebildet. Dieses Passiv zeigt, dass etwas in der Vergangenheit abgeschlossen wurde, oft ohne den Handelnden zu nennen. Zum Beispiel:

→ „Das Haus muss in den Neunzigern gebaut worden sein.“ („bauen“, Verbstamm: bau)

→ „Das Paket soll laut Sendungsverfolgung am Montag zugestellt worden sein.“ („zustellen“, Verbstamm: zustell)

 

→ „Ich habe gelesen, dass der neue Bestseller von einer Frau geschrieben worden ist.“ („schreiben“, Verbstamm: schreib ist unregelmäßig ® schrieb)

→ „Wir haben gesehen, dass am Wochenende der Kinostart angekündigt worden ist.“ („ankündigen“, Verbstamm: ankündig)

4. Verwendung des Infinitivs mit Beispiel

Der Infinitiv wird im Deutschen in verschiedenen Satzkonstruktionen verwendet. Dabei wird zwischen der Infinitivbildung mit und ohne „zu“ unterschieden:

Infinitiv mit „zu“

Der Infinitiv mit „zu“ tritt häufig in Infinitivgruppen auf. Dabei handelt es sich um Nebensätze, die aus einem Infinitiv und „zu“ bestehen, oft erweitert durch Ergänzungen oder Adverbialbestimmungen. Diese Konstruktion wird häufig verwendet, um Absichten, Wünsche oder Ziele auszudrücken.

 

Beispiel mit Infinitivgruppe:
→ „Er versucht, sein Deutsch zu verbessern.“

→ „Sie verspricht, ihre Hausaufgaben zu machen.“

→ Hier zeigt der Infinitiv mit „zu“, was die Absicht der Person ist.

 

Beispiel mit erweitertem Infinitiv:
→ „Sie freut sich darauf, morgen ins Theater zu gehen.“

→ „Wir haben uns vorgenommen, mehr Gemüse zu essen.“

→ In diesem Fall wird „zu“ benötigt, um die Ergänzung zu binden.

 

Infinitiv ohne „zu“

Der Infinitiv ohne „zu“ hat vor allem eine Funktion in der Bildung des Futur I und II sowie des Konjunktiv II. Außerdem wird die Präposition „zu“ auch mit Modalverben zusammen verwendet (z.B. „wollen“, „können“, „müssen“, usw.).

 → Futur I: „Ich werde euch morgen besuchen.“

„Sie wird sich Mühe geben.“

→ Futur II: „Er wird die Arbeit bis nächste Woche erledigt haben.“

„Es wird schon alles aufgegessen sein.“

→ Konjunktiv II: „Ich würde gerne ein neues Buch lesen.“

„Sie würden niemals alleine verreisen.“

→ Modalverben: „Wir können das Auto nehmen.“

„Ich möchte nach Hause gehen.“

Einige Verben können sowohl mit oder ohne „zu“ verwendet werden, z.B.:

fühlen stehen gehen
hören kommen bleiben
lassen finden schicken

 

Zum Beispiel bei „bleiben“ und „sehen“:

→ „Die Kinder möchten lieber im Garten bleiben.“

→ „Ich habe leider keine Zeit, noch länger zu bleiben

 

→ „Ich freue mich schon, wenn wir uns morgen sehen.“

→ „Wir freuen uns, euch zu sehen.“

Übungsaufgaben

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