Partizip I + II

Das Partizip ist eine vielseitige Verbform, die in der deutschen Sprache eine wichtige Rolle spielt. Es wird sowohl für die Bildung von Zeitformen als auch für die Beschreibung von Zuständen oder Handlungen verwendet.
In diesem Wissensbeitrag erfahren Sie alles über das Partizip I und das Partizip II, deren Bildung sowie Anwendung mit Beispielen.

Adjektiv

1. Was ist ein Partizip?

Ein Partizip ist eine besondere Verbform, die in der deutschen Sprache sowohl als Adjektiv als auch als Substantiv verwendet werden kann. Es handelt sich um eine Form, die eine Handlung oder einen Zustand beschreibt und oft mit einem anderen Verb verbunden wird, um verschiedene Zeitformen oder grammatische Strukturen zu bilden. Das Partizip existiert in zwei Formen: dem Partizip 1 (Partizip Präsens) und dem Partizip 2 (Partizip Perfekt).

Das Partizip wird häufig verwendet, um komplexe Satzstrukturen zu bilden, wie etwa die Bildung von Zeitformen (z. B. Perfekt, Plusquamperfekt), und kann auch in der Nominalisierung als Substantiv genutzt werden (z. B. „das Gelesene“).

2. Partizip I (Partizip Präsens)

Bildung

Das Partizip 1 wird im Deutschen in der Regel mit der Endung „-d“ gebildet. Es entsteht, indem man den Infinitiv eines Verbs nimmt und die Endung „-en“ durch „-end“ ersetzt. Für regelmäßige Verben folgt die Bildung dieser einfachen Regel, in etwa so:

arbeiten → arbeitend

lesen → lesend

spielen → spielend

laufen → laufend

 

Es gibt jedoch auch einige unregelmäßige Verben, bei denen sich die Bildung des Partizips 1 leicht ändern kann. Zum Beispiel:

sein → seiend

haben → habend

 

Das Partizip 1 wird nicht nur für die Bildung von temporalen und attributiven Konstruktionen verwendet, sondern spielt auch eine Rolle bei der Bildung von zusammengesetzten Zeitformen, wie z. B. der Verlaufsform im Englischen („I am running“ – auf Deutsch meist mit einer einfachen Form des Verbs ausgedrückt). Das Partizip 1 kann also als Adjektiv oder auch als Adverb verwendet werden und beschreibt oft eine Handlung, die gleichzeitig mit der Handlung des Hauptsatzes geschieht.

 

Verwendung

Das Partizip 1 hat mehrere Verwendungsmöglichkeiten und kann in verschiedenen grammatikalischen Funktionen auftreten. Es kann zum Beispiel eine laufende oder andauernde Handlung bezeichnen und dabei eine lebendige und anschauliche Bildsprache schaffen. Das Partizip 1 kann als AdjektivAdverb oder als Teil einer Partizipialkonstruktion genutzt werden:

 

Als Adjektiv

Wenn das Partizip 1 als Adjektiv gebraucht wird, beschreibt es eine Eigenschaft oder eine dauerhafte Handlung, die ein Nomen näher beschreibt. In diesem Fall steht das Partizip 1 meist vor einem Nomen und wird entsprechend dekliniert.

→ „Der laufende Mann“

→ „Ein singendes Kind“

→ „Das brennende Haus“

 

In Partizipialkonstruktionen

Das Partizip 1 kann auch in Partizipialkonstruktionen verwendet werden, um zusätzliche Informationen zu einem Satz hinzuzufügen. Diese Konstruktionen können als Ersatz für Nebensätze dienen und drücken eine gleichzeitige oder vorangegangene Handlung aus.

→ „Die Sonne schien, Vögel singend in den Bäumen.“ (Die Vögel singen, während die Sonne scheint.)

→ „Das Kind, hüpfend und pfeifend, verließ den Raum.“ (Die Handlungen des Hüpfens und Pfeifens passieren gleichzeitig mit dem Verlassen des Raumes.)

 

Als Adverb

In einigen Fällen wird das Partizip 1 auch adverbial verwendet und beschreibt eine Handlung, die zusätzlich zur Hauptaktion geschieht. Zum Beispiel:

→ „Sie arbeitet singend am Schreibtisch.“ (Sie arbeitet und singt gleichzeitig.)

→ „Er kam lachend zur Schule.“ (Er kam zur Schule und lachte dabei.)

3. Partizip II (Partizip Perfekt)

Bildung

Das Partizip 2 (auch Partizip Perfekt genannt) ist eine der zentralen Formen in der deutschen Grammatik, besonders wichtig für die Bildung der Perfekt- und Plusquamperfekt-Zeiten sowie der Passivkonstruktionen. Es wird in der Regel folgendermaßen gebildet:

 

Bei regelmäßigen Verben:

Die Bildung des Partizips 2 bei regelmäßigen Verben erfolgt mit der Vorsilbe „ge-“, dem Verbstamm und der Endung „-t“:

arbeiten → gearbeitet

spielen → gespielt

lachen → gelacht

tanzen → getanzt

 

Bei unregelmäßigen Verben:

Unregelmäßige Verben haben eine oft unvorhersehbare Form im Partizip 2. Sie folgen keiner festen Regel, aber die Bildung ist meist mit der Vorsilbe „ge-“ und einer Veränderung des Stammvokals verbunden:

sehen → gesehen

essen → gegessen

fahren → gefahren

lesen → gelesen

 

Es gibt auch Verben, die kein „ge-“ im Partizip 2 erhalten, wie zum Beispiel bei Verben mit Trennpräfixen (ab-, an-, aus-, ein-, etc.):

abfahren → abgefahren

einladen → eingeladen

zubereiten → zubereitet

 

Manche Verben, insbesondere die, die auf „-ieren“ enden, bilden ebenfalls das Partizip 2 ohne „ge-“:

studieren → studiert

telefonieren → telefoniert

 

Verwendung

Das Partizip 2 hat mehrere wichtige Verwendungen in der deutschen Sprache. Es ist vor allem in der Bildung von zusammengesetzten Zeiten, in Passivkonstruktionen und als Adjektiv von Bedeutung.

 

Bildung des Perfekts und Plusquamperfekts

In den zusammengesetzten Zeiten wie dem Perfekt oder dem Plusquamperfekt wird das Partizip 2 zusammen mit einer Form von „haben“ oder „sein“ verwendet:

→ Perfekt: „Ich habe das Buch gelesen.“ (Die Handlung ist abgeschlossen, aber es gibt eine Verbindung zur Gegenwart.)

→ Plusquamperfekt: „Ich hatte das Buch gelesen.“ (Die Handlung war bereits abgeschlossen, bevor eine andere Handlung stattfand.)

 

Im Passiv

Das Partizip 2 ist die Grundlage für die Bildung des Passivs im Deutschen. Hier wird es zusammen mit einer Form von „werden“ verwendet:

→ Präsens Passiv: „Das Buch wird gelesen.“ (Die Handlung wird gerade ausgeführt.)

→ Perfekt Passiv: „Das Buch ist gelesen worden.“ (Die Handlung wurde in der Vergangenheit abgeschlossen.)

 

Als Adjektiv

Das Partizip 2 kann auch als Adjektiv verwendet werden, um den Zustand einer Person oder Sache zu beschreiben, die durch eine abgeschlossene Handlung betroffen ist. In diesem Fall wird es entsprechend dem Nomen dekliniert:

→ „Das gelesene Buch.“ (Das Buch wurde gelesen, und das Partizip beschreibt es als abgeschlossenes Ereignis.)

→ „Die fertige Arbeit.“ (Die Arbeit ist abgeschlossen.)

→ „Das reparierte Auto.“ (Das Auto wurde repariert.)

 

In der Verwendung mit „haben“ oder „sein“ als Hilfsverb

In Verbindung mit bestimmten Verben kann das Partizip 2 auch eine Eigenbedeutung haben. Diese Verben benötigen jedoch immer „haben“ oder „sein“ als Hilfsverb.

→ „haben“: „Ich habe das Auto repariert.“

→ „sein“: „Er ist gegangen.“ (Verben der Bewegung oder des Zustandswechsels nehmen „sein“.)

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4. Funktion des Partizips

Das Partizip, insbesondere das Partizip 1 (Partizip Präsens) und das Partizip 2 (Partizip Perfekt), kann im Deutschen auch als Substantiv verwendet werden, was als Nominalisierung bezeichnet wird. Dabei wird das Partizip, ursprünglich eine verbale oder adjektivische Form, zu einem Nomen umgewandelt und bekommt eine eigenständige Bedeutung. Diese Technik ermöglicht es, Handlungen, Zustände oder Eigenschaften kompakt und prägnant auszudrücken. Zum Beispiel so:
Verb „lesen“ → „die Lesenden“
Adjektiv „lustig“ → „die Lustigen“

Übungsaufgaben