1. Was ist das Präteritum?
Das Präteritum, auch als erste Vergangenheit oder Erzählform bezeichnet, ist eine Zeitform, die verwendet wird, um abgeschlossene Ereignisse oder Zustände in der Vergangenheit darzustellen.
Der Begriff „Präteritum“ stammt aus dem Lateinischen („praeteritus“) und bedeutet „das Vergangene“. In der deutschen Sprache ist das Präteritum besonders in der geschriebenen Kommunikation wie Erzählungen, Berichten oder Märchen von Bedeutung.
Die grundlegende Funktion des Präteritums ist es, zeitlich abgeschlossene Handlungen zu beschreiben. Anders als das Perfekt, das vor allem in der gesprochenen Sprache verwendet wird, ist das Präteritum in Texten die bevorzugte Zeitform.
2. Bildung des Präteritums mit Beispiel
Regelmäßige Verben im Präsens
Im Unterschied zum Perfekt wird das Präteritum (Imperfekt) häufig in der geschriebenen Sprache und besonders in der Literatur oder in Erzählungen verwendet. Im folgenden Abschnitt wird erklärt, wie das Präteritum gebildet wird, mit einem besonderen Fokus auf regelmäßige und unregelmäßige Verben sowie die wichtigsten Besonderheiten.
Regelmäßige (schwache) Verben
Die Bildung des Präteritums bei regelmäßigen (schwachen) Verben ist einfach, da der Wortstamm nicht verändert wird. Um das Präteritum zu bilden, fügt man die Endung -te für die 1. und 3. Person Singular und -test für die 2. Person Singular hinzu. In der 1. und 3. Person Plural wird die Endung -ten verwendet.
arbeiten → arbeitete (ich arbeitete, du arbeitetest, er/sie arbeitete)
spielen → spielte (ich spielte, du spieltest, er/sie spielte)
lernen → lernte (ich lernte, du lerntest, er/sie lernte)
Beispiel: „machen“ | Singular | Plural |
---|---|---|
1. Person | ich machte | wir machten |
2. Person | du machtest | ihr machtet |
3. Person | er/sie/es machte | sie/Sie machten |
Unregelmäßige (starke) Verben
Im Gegensatz zu regelmäßigen Verben verändern sich die starken (unregelmäßigen) Verben im Präteritum. Dabei wird der Wortstamm häufig verändert. Die Endung des Präteritums bei starken Verben bleibt jedoch immer gleich: -en. In der 2. Person Singular und in der 1./3. Person Plural wird die Endung -st bzw. -en angehängt.
gehen → ging (ich ging, du gingst, er/sie ging)
sehen → sah (ich sah, du sahst, er/sie sah)
essen → aß (ich aß, du aßest, er/sie aß)
Die Verben sein und haben gehören zu den unregelmäßigen Verben und haben spezielle Formen im Präteritum. Beide sind unregelmäßig und werden ebenfalls als Hilfsverben im Perfekt verwendet.
sein → war (ich war, du warst, er/sie war)
haben → hatte (ich hatte, du hattest, er/sie hatte)
Besonderheiten des Präteritums
Es gibt zudem einige Besonderheiten, die bei der Bildung des Präteritums beachtet werden müssen:
- Starke/gemischte Verben ändern oft den Wortstamm im Präteritum, z. B.:
gehen → ging
sehen → sah - Endet der Wortstamm bei starken Verben auf s/ß/z, entfällt das zusätzliche Endungs-s sowie das Suffix -te, z. B.:
essen → aß
fließen → floss - Endet der Wortstamm auf d/t, wird in der Regel ein e vor die Endung gesetzt:
warten → wartete
reden → redete - Endet der Wortstamm bei schwachen Verben auf b/d/g + n oder auf zwei Konsonanten + n, setzen wir ebenfalls ein e vor die Endung:
ordnen → ordnete
zeichnen → zeichnete - Endet der Wortstamm bei starken Verben auf „ie“, entfällt das Endungs-e in der 1. und 3. Person Plural:
fliegen → flog (wir flogen, sie flogen)
Besonderheit | Verb Beispiel | Präteritums-Form |
---|---|---|
Starke/gemischte Verben ändern den Wortstamm | gehen, sehen, bringen | ich ging, ich sah, ich brachte |
Wortstamm endet auf s/ß/z | essen, fließen, sitzen | ich aß, ich floss, ich saß |
Wortstamm endet auf d/t | warten, reden | ich wartete, ich redete |
Wortstamm endet auf b/d/g + n oder zwei Konsonanten + n | ordnen, zeichnen, öffnen | ich ordnete, ich zeichnete, ich öffnete |
Wortstamm endet auf „ie“ | fliegen, bieten | wir flogen, wir boten |
3. Präteritum: Anwendung & Funktion
Anwendungsbereiche
Das Präteritum, auch als einfache Vergangenheit bezeichnet, dient dazu, Ereignisse, Handlungen und Zustände in der Vergangenheit zu beschreiben. Es ist besonders in der geschriebenen Sprache weit verbreitet und spielt in verschiedenen Textsorten eine zentrale Rolle. Dazu gehören:
→ Romane
→ Berichte
→ Märchen
→ Erzählungen
→ Fakten in der Vergangenheit
→ Zustände in der Vergangenheit
Das Präteritum in der indirekten Rede
Das Präteritum wird in der indirekten Rede häufig genutzt, vor allem in schriftlicher Kommunikation. Es ersetzt dabei das Perfekt oder Präsens aus der direkten Rede. So wirkt die Aussage objektiver und distanzierter. Beispiel: Er sagt, dass er das Buch schon kaufte. (statt: Er sagt: „Ich habe das Buch schon gekauft.“). Besonders bei Berichten oder Erzählungen schafft das Präteritum Klarheit und sorgt für eine präzise zeitliche Zuordnung.
→ Beispiel „lesen“
→ Direkte Rede: „Ich habe das Buch gestern gelesen.“
→ Indirekte Rede: Er sagte, er las das Buch gestern.
→ Beispiel „gehen“
→ Direkte Rede: „Wir gehen morgen ins Kino.“
→ Indirekte Rede: Sie erzählten, sie gingen morgen ins Kino.
Häufigkeit bei bestimmten Verben
Das Präteritum wird bei Hilfsverben wie sein, haben, werden und Modalverben wie können oder müssen besonders häufig genutzt. Diese Verben wirken im Präteritum natürlicher und kürzer als im Perfekt. Beispiel: „Ich musste länger arbeiten.“ (statt: „Ich habe länger arbeiten müssen.“). Solche Verben eignen sich gut für sachliche Berichte oder Erzählungen und finden daher auch in der Alltagssprache Anwendung.
→ „Ich war gestern zu Hause.“ (statt: „Ich bin gestern zu Hause gewesen.“)
→ „Wir mussten früh aufstehen.“ (statt: „Wir haben früh aufstehen müssen.“)
→ „Sie hatten viele Aufgaben zu erledigen.“ (statt: „Sie hatten viele Hausaufgaben zu erledigen gehabt.“)